Rock-Circuz

Review: Desertfest Berlin 03.-05.05.2019

Wie schnell doch so ein Jahr vergeht. Natürlich auch schön, denn somit darft man sich wieder drei Tage auf das Desertfest freuen, welches in die achte Runde geht und zum dies zweiten Mal in der Arena, Alt-Treptow, am schönen Spreeufer, stattfindet. Nach dem Umzug im letzen Jahr, gab es ja einige Verbesserungsvorschläge bzw Kritiken, was auch ganz besonders den Sound der großen Bühne betraf. Somit darf man gespannt sein, in welcher Form sich Änderungen und Veränderungen bemerkbar machen werden.

Zuerst fällt einem direkt mal die „Verschönerung“ der Location auf, denn es gibt keine nackten Wände mehr und jeder Zentimeter der Arena, außerhalb der Bühne, wird sinnvoll genutzt und sei es nur mit einem KICKER (Tischfußball). Es gibt nur eine Bühne in der Arena, die wiederum befindet sich in einem abgetrenntem Raum, also quasi eine Bühne in der Bühne. Die zweite Bühne ist diesmal dann das Boat die „Hoppetosse“

TAG 1

Nachdem ich im letzten Jahr, aufgrund des Berliner Verkehrs, nicht pünktlich vor Ort war, habe ich es diesmal zeitig geschafft, was auch wichtig ist, denn die großartigen Norweger THE DEVIL AND THE ALMIGHTY BLUES haben die Aufgabe, das Festival zu eröffnen. Pünktlich zu dieser Veranstaltung, hat die Band ihr drittes Album veröffentlicht und der Auftritt ist fast schon eine Offenbarung. Der Sound ist fantastisch oder sogar perfekt, für den behäbigen, heavy Stoner-Blues. Die Band groovt ungemein und Nummern wie das fast 13-minütige ‚Salt The Earth‘ oder auch ‚Lay Down‘ vom neuen Album „Tre“, sind der Wahnsinn. Nur an Sänger Arnt Olaf Andersen, mit seiner, ich will mal sagen, sehr eigenwilligen Stimme, muß man sich erst mal wieder gewöhnen. Famoser Auftritt und grandioser Beginn des Festivals.

Als nächstes stehen EARTHLESS aus San Diego auf dem Plan. Die eigentlich rein instrumentale Truppe, hat hat mit ihrem letzten Werk gezeigt, daß es auch mit Gesang geht und startet mit der fast 15-minütigen Psychedelic-Bombe ‚Uluru Rock‘ – ein absolutes Highlight für alle Gitarren-Freaks. Es folgen dann überwiegend Songs vom neuen Longplayer, wobei mir das rockige ‚Electric Flame‘ am besten gefällt. Guter Auftritt, mit denen das Trio wohl einige Anhänger mehr gewinnen kann.

Ob man nun Fan ist oder nicht, aber das WITCH auf dem Desertfest auftreten, ist schon eine kleine Sensation, spielen die Herren um J Mascis (Dinosaur Jr.) hier an den Drums, ja sehr selten Konzerte. Somit bekommt man also eine kleine Rarität mit, die aber nicht sonderlich aufregend ist. Ihr Heavy Stoner-Doom kommt ganz gut an, reisst mich aber nicht wirklich vom Hocker. Okay, Nummern wie ‚Seer‘ und ‚Black Saint‘ sind sicherlich gut, verbessern den Gesamtdurchschnitt aber auch nicht. Solide, aber nicht wirklich aufregende Vorstellung.

Mit ALL THEM WITCHES steht nun eine Band auf dem Programm, auf welche ich mich ganz besonders freue. War ihr letztes Album „ATW“ der absolute Hammer, bin ich gespannt, was die Jungs aus Nashville so auf der Bühne aus dem Hut zaubern. Das Trio kann zwar den Auftritt von The Devil And The Almighty Blues nicht toppen, sorgt aber trotzdem für einen grandiosen Abend. Ihre Mischung aus Rock, Blues, Psychedelic, 70´s, Folk und Stoner ist einfach unantastbar und gerade Über-Nummern wie das bluesig-entspannte ‚Harvest Feast‘, das ober-lässige ‚Diamond‘ oder das überragende, weil so coole ‚Workhorse‘, zaubern einem ein breites Lächeln auf´s Gesicht und sorgen für wohlige Gefühle – toller Auftritt.

Bühne ‚Hoppetosse‘

Doom-Urgestein WINO gibt sich in akustischer Form die Ehre – gut, aber nicht aufregend, bei relativ kühlem Wetter.

TAG 2

Der zweite Tag beginnt für mich mit der schwedischen Twin-Guitar-Fraktion HÄLLAS. Für mich hier eigentlich etwas Fehl am Platze, freue ich mich auf die Band, die mit ihrem 70er Folk/Hardrock/Heavy-Style richtig Spaß macht. Vor allem die Thin Lizzy Gedächnis-Twin-Gitarren sind der absolute Oberhammer und machen Songs wie ‚Star Rider‘, ‚Shadow Of The Templar‘ oder auch ‚The Golden City Of Semyra‘ zum absoluten Ereignis. Leider ist Sänger und Bassist Tommy Alexandersson weiterhin nicht wirklich eine gesangliche Offenbarung, was den guten Gesamteindruck dieses Set´s etwas trübt.

Kaum war das Merch inklusive Skateboard-Deck angeliefert, war es auch schon ausverkauft. THE SHRINE aus Venice stehen natürlich bei den Skatern hoch im Kurs und präsentieren uns einen absoluten Dicke-Hose-Gig. Das Trio mit inzwischen Corey Parks (Nashville Pussy) am Bass, macht mächtig Dampf und hat richtig Bock auf rocken. Ihre Mischung aus Heavy/Skater/Metal-Rock reisst das Publikum absolut mit und sorgt fast schon für Party-Stimmung. Cooler, weil sehr überraschender Auftritt.

Wieder kommen wir nach Schweden, denn GREENLEAF stehen auf dem Plan. Vor der Bühne ist es sehr gut gefüllt und die Herren um Sänger Arvid Hällagard hauen auch gleich voll rein. Wie immer hat die Band unheimlichen Bock und dementsprechend gehen die Skandinavier die Sache dann auch an. Besonders gefallen ‚Ocean Deep‘, ‚With Eyes Wide Open‘, ‚Howl‘, ‚A Million Fireflies‘, ‚Pilgrims‘ und ‚Let It Out‘. GREENLEAF, eine Band auf die man sich live immer verlassen kann.

Der absolute Hauptgrund für mich, um auch dieses Jahr wieder zum Desertfest zu fahren, sind die Japaner KIKAGAKU MOYO. Mit Spannung erwartet, ist es dann soweit. Völlig unkonventionell, eigentlich noch die Instrumente stimmend, nimmt die Psychedelic-Reise ihren Lauf – wie genial kann eine Band bitte sein? Was für eine Leichtigkeit kann eine Band an den Tag legen? So dankbar und schüchtern habe ich noch keine Band erlebt. Es ist Ihnen fast unangenehm so abgefeiert zu werden, dies aber völlig zurecht, denn die fünf Herren verzaubern einen. Nehmen die Zuschauer mit auf ihre Tour in andere Spähren.  Die Instrumente immer nur leicht angeschlagen, der zarte Gesang und die wundervollen Chorusse machen diesen Auftritt zu einem Erlebnis der ganz besonderen Art – eine Darbietung die in seiner Gesamtheit einfach nicht mehr zu toppen sein wird. An Songs picke ich einfach mal ‚Kodama‘ heraus – Phänomenal !!

Bühne ‚Hoppetosse‘

Bei wieder etwas kühlerem Wetter, dürfen die aus Los Angeles stammenden ZIG ZAGS ordentlich Gas geben und liefern ein fettes Paket Garage/ Rock N Roll ab. Wesentlich fuzziger, mit viel Doom im Gepäck, gehen dann R.I.P. aus Portland zu Werke. Zuletzt muss man dann noch den ‚Gesang‘ von NICK OLIVERI ertragen, der einen akustisch nicht gerade verwöhnt.

TAG 3

Der Abschlußtag startet mit denen in London ansässigen SWEDISH DEATH CANDY. Die Multi-Kulti-Truppe (Bari, London Seoul) präsentiert uns eine Mischung aus Stoner, Heavy-Rock, Psychedelic und diverse Fuzzy-Tunes. Diese Kombination klingt verdammt gut und überrascht nicht nur mich. Vor allem Bassist Jiwoon Whang geht mal richtig ab und macht unheimlichen Spaß. Tracks wie ‚Love You Already‘, die Abgeh-Nummer ‚Living Your Life Away‘ oder das abschließende, sehr jammige ‚So Long‘ (psychedelisches Gitarren-Gewitter) blasen einen förmlich um und somit wird das Quartett von mir, zur Überraschung des Festivals ernannt – bombastic show!

Eigentlich waren BLACK TUSK aus den Staaten, aufgrund des Schrei-Gesanges, nie so wirklich mein Ding. Musikalisch eine gute Mischung aus Metal/Trash/Punk, rocken die Jungs auch gleich richtig fett los, aber sobald die Vocals erklingen, hat es sich für mich erledigt. Nach 20 Minuten habe ich dann genug und gönne mir etwas frische Luft.

Es wird Zeit für etwas Doom und Eric Wagner mit seiner Band THE SKULL stehen auch schon in den Startlöchern. Neben Hällas, passen auch THE SKULL mit ihrem Doom-Metal nicht so wirklich aufs Billing, aber ich steh auf die Band und vor allem auf den inzwischen 60jährigen Eric Wagner, ehemals Sänger der kultigen Doomer Trouble. Somit wird es dann auch sehr metallisch und zum Abschluss gibt es mit ‚The Tempter‘ auch noch eine grandiose Trouble-Nummer – doom on!!

Musikalisch schon interessant, aber gesanglich sehr gewöhnungsbedürftig, so empfinde ich WOVEN HAND, die Band von David Eugene Edwards (ehemals 16 Horsepower). Als Erscheinung sehr auffällig, scheint David zu Beginn des Set´s aber nicht zufrieden zu sein, steht im ständigen Kontakt mit dem Drummer und harmonisch sieht irgendwie anders aus. Nach den ersten beiden Songs, ‚Glistening Black‘ und ‚Hiss‘, die beide nicht wirklich schlecht waren, bin ich dann aber trotzdem raus, denn die Vocals gehen einfach gar nicht.

Bühne ‚Hoppetasse‘

Auch am Sonntag ist es nicht wirklich viel wärmer, aber man kann sich am Anblick der coolen BLACKWATER HOLYLIGHT ein wenig erwärmen. Die Mädels aus Portland verwöhnen einen mit coolen, sehr relaxten Heavy Psych-Sounds. Besonders das lässig-entspannte ‚Sunrise‘, lässt mich trotz windiger Kälte, etwas ins Träumen geraten. Rockiger geht es dann mit WORSHIPPER aus Boston ab. Kann mich ihr neues Werk, ‚Light In The Wire‘ bisher nicht so packen, machen die Songs von ihrem herrlichen Debüt ‚Shadow Hymns‘ umso mehr Spaß – cooler Twin-Guitar-Hardrock welcher an Thin Lizzy erinnert. Wer es dann wesentlich grooviger mag, wird mit THE GREAT MACHINE aus Tel Aviv absolut verwöhnt, denn ihre Mischung aus Stoner, Fuzz, Heavy und Psychedelic drückt ordentlich und man kommt nicht drumrum, den Kopf im Rhythmus zu bewegen.

Habe ich letztes Jahr noch über den Sound der großen Bühne gemeckert, so gab es für mich in diesem Jahr absolut nichts zu beanstanden, sodass ich mich riesig auf 2020 freue – see you next year !!!! 

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